- Modifié
Es ist ein regnerischer Tag, alle Arbeiten sind erledigt und ich mache es mir auf meinem Sofa gemütlich. Ein Knopfdruck, der TV und die UPC TV Box schalten sich ein. Ich zappe mich durch den Dschungel der medialen Unterhaltung. Dabei stelle ich mir die Frage, wie kommen die TV Sender eigentlich in die kleine UPC TV Box? Als Verbraucher der TV Unterhaltung wechsle ich die Kanäle und sie sind einfach da. Ist das technisch auch so einfach? Diese Frage beantworten wir euch hiermit.**
Leimbach, für die einen ein Agglomerationsgebiet in Zürich, für UPC die Heimat des TV Headends.
Wir sind Vorort, es ist ca. 9 Uhr und unser Kollege Gilbert, Senior Manager der Abteilung T&I TV Operation, wird uns eindrückliches über den Netzaufbau und das Headend aufzeigen und erklären. Wir begeben uns in einen Meeting Raum und Gilbert führt uns in die Theorie ein.
Das UPC Versorgungsgebiet ist in der ganzen Schweiz verteilt und wird durch verschiedenste Partnernetze ergänzt. Der Signalverlauf wird über verschiedene Arten sichergestellt. Der Empfang der TV- und Radioprogramme für das UPC Versorgungsgebiet wird über terrestrischen Empfang, Satelliten Empfang, Lichtwellenleiter (LWL) oder IP Zuführungen sichergestellt. Zusätzlich werden Internet Signal-Quellen für wenige Radioprogramme genutzt (Streams). Die Quelle des TV Signals spielt für uns keine Rolle. Technisch gesehen kann mit der entsprechenden Ausrüstung alles empfangen und weiterverarbeitet werden, sodass die Empfangsgeräte diese abspielen können.
Gehen wir einmal in die Thematik der verschiedenen Empfangsquellen ein:
TV Empfang via terrestrisches Signal
Die Sendemasten der terrestrischen TV Antennen haben eine ungefähre Reichweite von ca. 20 Kilometer. Wir nutzen diese Signale hauptsächlich für das Radioangebot. Unter anderem sind in Basel und Genf Antennenstandorte von uns, welche auch TV Signale aus Frankreich empfangen, im Tessin Richtung Norditalien für die italienischen Sender, in Luzern und Zürich für Radiosender, usw. Die analogen Radiosignale werden von uns nach dem Empfang digitalisiert. Werden die Radio/TV Programme digital empfangen, in DAB, DVB-T, etc., fassen wir diese auf uns speisen sie in unser Netz weiterhin digital ein. Durch das Gesetz in der Schweiz ist es uns erlaubt, frei empfangbare Sender abzufangen und anschliessend in unser Kabelnetz einzuspeisen. Somit nutzen wir diesen Weg, wenn die ausländischen Sender an den Grenzregionen das Signal verbreiten.
TV Empfang via Satellit
Via Satellit werden über 3000 TV- und Radiosender verbreitet. Davon sind ca. 75% verschlüsselt. Unsere Standorte in Zürich Üetliberg, Otelfingen und Zürich Leimbach sind mit grossen Antennen ausgestattet, welche die TV Sender empfangen und in unser Headend einspeisen. Damit wir die Sender entschlüsseln können, benötigen wir Verträge mit den Sendeanstalten, welche uns die Verbreitung erlauben. Dabei wird das empfangene Programm entschlüsselt, aufbereitet und wieder durch unsere eigene Verschlüsselung codiert.
TV Empfang via LWL (Lichtwellenleiter)
Via LWL erhalten wir diverse TV Signale direkt von den Fernsehstudios in digitaler Form. Als Beispiel wären da der Sender TeleZüri, Tele Ostschweiz, TeleBärn, etc. Da diese Sender nicht via Satellit verbreitet werden, benutzen wir die LWL Technologie für die Übertragung des Signals von deren Studio zu uns. Beim Schweizer Fernsehen benutzen wir beide Signale – via Satellit und via LWL. Hier haben wir eine Redundanz, sollte ein Signal einmal ausfallen. Auch aus München (Pro7/Sat1) und aus Köln (RTL Gruppe) erhalten wir die Signale per LWL.
IP
2-3 Radioprogramme erhalten wir via Studio direkt mit der IP Technologie.
Mit all diesen Technologien haben wir ca. 600 TV Sender und 300 Radioprogramme im Angebot.
Ausfälle von Sendern möchten wir verhindern. Dies gelingt uns mit einer Redundanz durch unser Backbone, sowie die Einspeisung der Kanäle via verschiedenen oben beschriebenen Technologien. Unser TV Backbone verlässt den Headend in Leimbach in zwei Richtungen um die Schweiz. Nennen wir es den Blauen Backbone und den roten Backbone. Der Blaue verlässt das Gebäude in Leimbach von der linken Seite und der Rote von der Rechten. Der Backbone durchquert anschliessend die ganze Schweiz in beiden Richtungen wieder zurück nach Leimbach. Im Versorgungsgebiet sind ca. 50 Sub-Headends, welche vom Backbone das digitale TV/Radio Signal abholen. Von dort werden sie an sogenannten HUB’s (150 Stück) verteilt. Diese wiederum vergeben das Signal an unsere Nodes (ca. 2500). Ab dem Node werden die Signale von optisch in elektrisch umgewandelt. Die elektrischen Signale gelangen nun von den Node’s an die angeschlossenen Gebäude. Von dort direkt via TV Dose an die Empfangsgeräte der Kunden.
Übertragungsraten der TV Signale
Verbreitet sind in unserem Versorgungsgebiet die TV Sender in SD, HD und UHD Qualität. In der unteren Grafik ist veranschaulicht, welche Übertragungsraten die jeweiligen Qualitäten ausweisen.
Vom Empfang zur Verbreitung des Signals
Nach einigen Stunden Theorie, erhalten wir einen Einblick in den Technikraum. Wir gehen die Treppe runter in den untersten Stock. Die Eingangstüre ist mit Warntafeln versehen. Gilbert öffnet die Türe und das Surren von Kühlungslüftern erfüllt den Raum. Wir bleiben stehen, staunen und können nicht fassen, wie viele elektronische Geräte, Switches, Transcoder, Codierer, Receiver, etc. den Raum ausstatten.
Schritt für Schritt führt uns Gilbert durch die verschiedenen angeschlossenen Geräten und erklärt uns den betrieblichen Zweck. Auf den unteren Bildern teilen wir mit euch die Bildstrecke der Headend-Führung. Was auf den Bildern genau zu sehen ist, könnt ihr den einzelnen Bild Kommentaren entnehmen.
Unsere Umwelt im Fokus
Gilbert beendet die Führung mit der Bemerkung des Stromverbrauches. Wir hatten früher die Geräte, respektive den Raum, bis 21 Grad Celsius heruntergekühlt. Damit wir den Stromverbrauch verringern können und unseren Beitrag der Umwelt zu liebe leisten, haben wir die Temperatur auf 24 Grad erhöht. Dies bei allen Headends, Sub-Headends und HUBs in der Schweiz.
Wir verabschieden uns von unserem Kollegen Gilbert, bedanken uns für die Führung und ziehen weiter. Am Abend wieder zu Hause angekommen, schalte ich die UPC TV Box ein. Ich wähle eine spannende Sendung und stelle mir nun vor, welchen Weg das TV Signal durchquert; Satellit – Headend – Entschlüsselung – Aufbereitung – Verschlüsselung – Backbone – Subheadend – HUB- Node – TV Dose – UPC TV Box. Unglaublich, das alles noch in einer Geschwindigkeit, welche kaum vorstellbar ist.
Zurück bei der anfänglichen Frage angelangt, ob das technisch wirklich so einfach ist muss ich gestehen, dass dies nicht der Fall ist. Im Hintergrund hat es eine enorme Komplexität. Für mich als Entertainment Liebhaber sehr beeindruckend. Was meint ihr dazu?
HINWEISE:
- Sub-Headend: Standort bei dem die Radio/TV Programme ab dem Backbone „runter“ genommen werden, damit sie in dieser Region / Netz verteilt werden können
- Node: Kabine mit Geräten, welche das optische Signal in ein elektrisches Signal wandeln, inkl. weiterer Verstärker für das elektrische Signal
- RTV Backbone: optische Verbindungen, Zuführungen über welche die TV / Radiosignale ab dem Headend zu den Sub-Headends transportiert wird (Zubringertransportnetz)
Backbone Map
Multiplexer für TV u. Radio Programme
Radiostation aus Rediffusion Zeiten
RTV Backbone Einstieg (Verbreitung der Signale über den blauen u. roten Ring)
HF Messgerät
HF QAM Modulatoren
System für die analogen FM/UKW Radio Programme
(Geräte in der Mitte): Messgeräte für Qualitätssicherung und Fehlereingrenzung
Rückwegzusammenschaltung: Optische Empfänger (HDO202) die das Rückwegsignal von den Nodes von optisch auf elektrisch (Coax) umwandeln. Anschliessend geht es von da aus zum CMTS.
(Behind the Scenes – Tag 2 – Das UPC Headend)