chgossauzh
Hallo
Mir geht es gleich - ich wollte für einen Kunden die SIP Telefonie direkt auf einer Gigaset Basisstation einrichten. Ich habe einen Tag geübt, mit diesen rudimentären Informationen welche von Sunrise kommuniziert wurden.
Seitens Sunrise sind keine Informationen verfügbar, welche die stinknormale SIP Einrichtung ermöglichen. Das Resultat war, dass am Ende die Rufnummer nicht mehr auf die Sunrise Internet-Box provisioniert war und nichts mehr funktionierte. Ein telefonisch nicht erreichbarer Support Level musste wohl die Maus auf die richtigen Knöpfe schubsen, dann hat die Rufnummer auf der Internet-Box wenigstens wieder funktioniert. In Bezug auf dieses Thema können Sie telefonisch bei Sunrise niemanden erreichen, der auch nur den Hauch einer Ahnung hat, was Sie gerne machen möchten.
Anbei der Gesetzestext zu dieser Situation.
Die Bekanntgabe der SIP-Credentials ist im revidierten Fernmeldegesetz ab 1.1.2021 klar geregelt, siehe z.B. in “Anhang 1.4 der Verordnung des BAKOM vom 9. Dezember 1997 über Fernmeldedienste und Adressierungselemente (SR 784.101.113/1.4)”
Technische und administrative Vorschriften betreffend Schnittstellen von Fernmeldenetzen und -diensten
2.2.2 Zugangsinformationen
Die Anbieterinnen müssen die Identifikationsmerkmale und Zugangsdaten, die für den Zugang zu Fernmeldenetzen und die Nutzung von Diensten nach Artikel 7 Absätze 1 und 2 FDV [3] notwendig sind, den Kundinnen und Kunden auf Anfrage unentgeltlich mitteilen. Gemäss Artikel 7 Absatz 4 FDV [3] muss jede Anbieterin von Fernmeldediensten die notwendigen Informationen den Kundinnen und Kunden aushändigen, um die freie Wahl bei den Endgeräten und Software-Applikationen sowie den Wechsel des Netzanbieters sicherzustellen. Die Auskunftspflicht besteht bezüglich der notwendigen, im jeweiligen Kundenverhältnis begründeten, individuellen Informationen zum Anschluss im Fernmeldenetz sowie zur Nutzung von Diensten. Dies sind insbesondere Bezeichnungen, die eine Leitung für den Anbieterwechsel identifizieren (z.B. OTO-Nummer bei FTTH und NSN bei xDSL-Anschlüssen) so-wie Login-Daten zur Anmeldung an einen Server, um Dienste zu nutzen (z.B. SIP-Credentials bei VoIP basierter Telefonie).
Ich glaube hier zu verstehen, dass Sunrise nicht will, dass jemand andere Geräte benutzt. Da Sunrise jedoch verpflichtet ist, diese Daten herauszugeben, geben Sie diese Daten ohne weitere Begleitinformationen ab. Was in der Realität dazu führt, dass das Ziel des Kunden nicht erreicht werden kann: Er kann seine Geräte dennoch nicht in Betrieb nehmen. Das Ziel von Sunrise wird jedoch erreicht, es ist sichergestellt, dass deren Box notwendig ist für die Telefonie. Eine für den Gesetzgeber und den Anwender klassische “Loose-Loose” Situation.
Mein Fazit war: Vergessen Sie es, bei den Sunrise Privat-DSL Anschlüssen SIP Telefonie auf einem anderen Gerät als der Internet-Box provisionieren zu wollen. Wenn Sie dies machen wollen, wechseln Sie den Anbieter. Ich kenne die Situation bei Swisscom nicht, aber ich kann Ihnen aus Erfahrung sagen, dass Green zb. in diesem Bereich relativ offen ist und eine gute Dokumentation (auch für Ihre Fritzbox) unterhält.
Während Ihrer Odyssee werden Sie noch auf das Argument treffen “Sunrise könne doch nicht für alle Endgeräte eine Dokumentation anbieten”. Das ist richtig. Es sei erwähnt, dass niemand erwartet, dass Sunrise eine Dokumentation für alle möglichen Endgeräte bereitstellt: Es würde reichen, ein Beispiel einer Lösung (Fritzbox, Gigaset, whatever) anzubieten - denn aus den Informationen eines möglichen Konfigurationsbeispiels lassen sich für alle anderen Arten von Endgeräten dann die notwendigen Informationen ableiten.
Zu guter Letzt sei noch erwähnt: Eventuell gibt es Firmen/Privatpersonen welche dies zum laufen gebracht haben, dies möchte ich nicht in Frage stellen. Es ist einfach so, dass ich trotz intensiver Recherche keine brauchbaren Informationen bezüglich der Konfiguration gefunden habe.
Beste Grüsse
Tom