Verwundert euch der Rückgang? Mich nicht. Es liegt nicht nur am Verdrängungswettbewerb, sondern an vielen hausgemachten Problemen:
1. Bei all den Problemen hier im Forum, welche sich vielfach auf die Hardware oder auch das HFC-Netz zurückführen lassen und UPC nur sehr zögerlich oder gar nicht reagiert. Es kann doch nicht sein, dass ich für Probleme, welche UPC in ihrem Monitoringsystem auf Knopfdruck sieht, die Nutzer zu Pingtests oder zum Auslesen des Logbuchs animieren muss. Oftmals wird man auch wie ein Spielball hin und her geworfen. Aus meiner Sicht sind die Prozesse bei UPC immer noch verbesserungswürdig.
2. Leadership & Digitalisierung im Bereich Kundendienst ausbauen: Eine Art Ticketsystem wäre angebracht, wo der Kunde immer über den aktuellstens Stand seiner Anfrage informiert wird. Dort kann er auch digital Feedback in Bild, Video und Text geben. Auch hat der Endkunde dann eine saubere Dokumentation über sein Anliegen und etwas in der Hand. Das ständige Telefonieren ist doch altmodisch und entspricht nicht mehr den Gepflogenheiten des 21. Jahrhunderst. Man könnte viele Standardprozesse und Vorgehensweisen sauber mit Videos dokumentieren und in einem Bot-System verpaken. Damit wird der Endkunde mittels Video und Bild auf seiner Fehlersuche begleitet. Wenn alles nichts nützt, dann schaltet sich ein Mitarbeiter zu. Das ganze liesse sich mittels WebApp auch als iOS oder Android App bereitstellen. Man könnte zum Starten auch WhatsApp for Business nutzen.
3. Präventive und Proaktive Wartung & Monitoring der Netze: Bei UPC funktioniert die Wartung vielfach reaktiv und Probleme im Netz werden erst bei realen Einschränkungen beim Kunden angegangen. Dann ist es allerdings schon zu spät und die eigene Reputation leidet. Mit DOCSIS 3.1 sind zudem die Analysemöglichkeiten dank OFDM Subcarriern noch wesentlich besser geworden. UPC sieht auf Knopfdruck was in einer Zelle oder dem einzelnen Modem genau abgeht. Ingressstörungen etc. werden recht schnell erkannt. Das ist aber auch ein Thema für BigData und AI. Solche Systeme sind hilfreich bei der Früherkennung, Mustererkennung und Diagnose von Störungen.
4. Ausbau von DOCSIS 3.1: Der Upload hinkt mit 100 Mbit/s immer noch hinter der Konkurrenz her. Also streicht endlich die UWK Übertragung und erhöht den Frequenzbereich im Rückkanal resp. setzt in den frei gewordenen Frequenzbereichen auf einen OFDM Rückkanal. Statt jetzt noch mit Connect 600 (“Festival Promotion”) auf die alte DOCSIS 3.0 only Connect-Box zu setzen, würde ich diese langsam gegen die Giga Connect Box austauschen.
5. Hardware-Qualität & Wifi6: Die Connect Box und die Giga Connect Box sind keine guten Frontrunner im Bereich WLAN (https://www.digitec.ch/de/page/swisscom-im-wi-fi-speedtest-das-taugt-die-internet-box-3-16807) und haben eher kümmerlich gegenüber der Swisscom Internet Box 3 abgeschnitten. Dies muss dringend geändert werden. Die meisten Kunden verlassen sich auf die Hardware ihres Providers und es wird heute primär eine solide Performance im Bereich WLAN gewünscht. Der angebotene Devolo Wifi-Extender (https://www.upc.ch/de/support/internet/wifi-booster/) über PowerLine ist eher ein Schuss ins eigene Knie, da PowerLine ein Garant für Probleme ist. UPC braucht eine neue Giga Connect Box mit Wifi 6 und Mesh-Nodes wie die Swisscom WLAN Box 2, welche sich per LAN und WLAN in ein sauberes Mesh-Netzwerk integrieren lassen. Oder: Ihr empfehlt den Endkunden ein oder zwei Produkten namhafter Hersteller resp. macht ein eigenes Whitelabeling Produkt, gebt saubere Instruktionen zur Erstkonfiguration ab. Viele Kabelnetzbetreiber setzen ja auf Plume (z.B WWZ https://www.wwz.ch/produkte/telekommunikation/Plume.html) welche sie im Abo für 4 - 5 Fr. / Mt. an den Endkunden abgeben. Es gibt viele Mesh-Kits von diversen Herstellern. UPC soll ein oder zwei evaluieren oder sich von einem Chinesen oder Taiwanesen ein Whitelabeling Produkt herstellen lassen. Was ich von diversen Anbietern vermisse, ist eine Vorort-Beratung und Installation. Viele Endkunden haben eine strukturierte Multimedia-Verkabelung mit LAN-Dosen in jedem Raum, nutzen aber Mesh-Systeme mit Wireless-Backend. Die Kunden wissen es vielfach einfach nicht besser, da ihnen niemand Beratung oder Inputs anbietet.
6. Stopt den Promotionswahnsinn und pflegt eure Bestandskunden: Es kann nicht sein, dass Produkte zu Dumpingpreisen in den Markt gepresst werden und Bestandskunden mit halb-cleveren Cookies diese Angebote auf der Website gar nicht angezeigt werden. Mit der aktuellen “Festival Daheim” Promotion beweisst ihr wieder, für wie dumm ihr eure Kunden verkauft. Bestandskunden erhalten maximal ein Connect 300 angezeigt zu einem höheren Preis, als Neukunden mit einem Connect 600 NACH den 24 Monaten Promotionspreis! Der schlaue Endkunde wird heute alle 24 Monate kündigen, den Anbieter wechseln oder einfach wieder als Neukunde zu UPC zurückkommen bei der nächsten Promotion. Der reguläre Abopreis verkommt so zu einem imaginären Listenpreis, welcher nur noch sehr wenige effektiv bereiet sind zu bezahlen. UPC baut darauf, dass man Neukunden gewinnt und die wechselfaulen SchweizerInnen von der Swisscom wegholt. Ich vermute aber, dass vor allem Kunden angelockt werden, welche auch bereit sind, nach 24 Monaten den Anbieter erneut zu wechseln. Die Pflege von Bestandskunden vergisst man jedoch kläglich. Man versucht diese beim Umstieg auf neuere Produkte auch noch mit 99.- Fr. Bearbeitungsgebühr über den Tisch zu ziehen, während Neukunden neben einem Spott-Promotionspreis oft keinerlei Gebühren bezahlen müssen. Solches Gehabe kann sich eigentlich nur noch Swisscom knapp leisten. UPC ist definitiv nicht in einer Position ihre Bestandskunden wie Milchkühe zu behandeln.
7. Glasfaser / FTTH nicht verschlafen: UPC setzt zu 100% auf Coax resp. HFC. In Gebieten, wo UPC über Glasfaser resp. FTTH ihre Dienste anbietet, da kein UPC HFC-Netz vorhanden ist oder sogar jenes von einem Quickline-Partner, wird ein Micro-Node installiert. Damit erfolgt eine Kastration der Glasfaser. Warum macht man dies? Keine Ahnung. Vermutlich der Netztopologie wegen und zur Vereinheitlichung des CPE. An FTTH wird aber auch UPC in Zukunft nicht mehr vorbei kommen. HFC ist eine technologische Sackgasse und aktuell ein massive shared medium. Da klassisches lineares TV immer wie weniger gefragt ist, ausser vielleicht bei live Sport, nimmt die Bedeutung der wenigen Vorteile von HFC auch rapide ab und wird eher zum Klumpfuss. Energetisch sind HFC-Netzte im Vergleich zu FTTH-Netzen mit ihren vielen Zwischen- und Hausverstärkern sowieso nicht mehr zeitgemäss und verbrauchen nur Unmengen an Strom. Auch werden Gigabit-Bandbreiten verkauft, welche nicht mal 2 Endkunden in der gleichen Zelle gleichzeitig nutzen können. Die meisten Nutzer merken von diesem Bschiss aktuell noch wenig. Gut, auch andere Technologien wie XGS-PON von Swisscom shared, aber nie so massiv wie bei UPC. Wenn man ca. 1800 Mbit/s auf über 100 Nutzer aufteilt und Abos mit 600 oder gar 1000 Mbit/s verkauft, dann finde ich dies schon sehr grenzwertig. Mein Vorschlag: Schliesst bei Swiss Open Fiber mit Salt und Sunrise an. Baut eure Netze Schritt für Schritt von FTTC auf FTTB und schlussendlich FTTH um.
8. Nehmt eure Partnernetze endlich in die Pflicht: Es kann nicht sein, dass die Netze der EBL Telecom in diversen Gemeinden einfach vor sich hin vegetieren, marode sind und schon lange saniert werden müssten. In den letzten 4 Jahren waren bereits 5 Techniker vor Ort um Störungen zu beseitigen. Im Halbjahrestakt gibt es Unterbrüche beim Internet, Ingresstörungen auf dem Upstream oder die Zelle ist so gestört, dass nicht mal live TV mehr ohne Artefakte läuft. Mit dem letzten Techniker hatte ich ein kurzes Schwäzchen und er freut sich jeweils in den EBL-Netzten zu arbeiten, denn da gebe es noch richtige Störungen! Quasi Job Garantie! In anderen Gemeinden sei er nur noch sehr selten. Aber in EBL-Gebieten könne man Tage verweilen! Dass ein erheblicher Sanierungsbedarf besteht und Saphir Group seit Jahren auf die Auftragserteilung von EBL wartet, hat er auch noch erwähnt. Dies war einer der Gründe, warum ich zu UPC Business gewechselt bin. Bei Störungen ist der Techniker noch am gleichen Tag auf der Matte. Allein das Installationsprozedere hat mich Bauklötze staunen lassen: Insgesamt waren 3 Techniker an unterschiedlichen Tagen vor Ort um eine Kabeldose im Technikraum zu installieren, den Anschluss einzumessen, das Modem zu installieren und dann kam erneut einer vorbei, weil man den Hauch einer Störung gemessen hätte. Ich bin ja ein geselliger Mensch, aber so viel Freude an fremdem Besuch habe ich auch wieder nicht. Ich mache dieses Irrenhaus auch nur mit, weil ich keinen FTTH-Anschluss habe.