Offenbar hat es noch nicht jeder begriffen: Der ganze Marketinghype um 10 Gigabit/s im Kabelnetz hat Cablelabs resp. die Kabellobby veranstaltet um eine Nebelpetarte gegen den Hype um 5G und den dort (angeblich) zu erreichenden 10 Gigabit/s. Für Kabelanbieter ist 5G eine reale Bedrohung, da diese Technologie zuerst Anwendung in der letzten Meile resp. im fixed wireless Bereich finden wird. Sunrise liebäugelt bereits damit. Aber Luft in realer Umgebung ist und bleibt ein mieses und störungsanfälliges Übertragungsmedium und um überhaupt auf 10 Gb/s zu kommen, werden sehr hohe Frequenzen verwendet werden und es sind Aussenantennen für den fixed wireless Einsatz notwendig. Hohe Frequenzen haben besonders in urbanen Gebieten mit vielen dämpfenden Objekten nur eine sehr kurze Reichweite, somit wird ein 5G Netz aus sehr vielen kleinen Zellen bestehen. Diese Zellen werden alle samt mit Glasfaser angeschlossen werden. Um 5G überhaupt voll mit 10 oder 20 Gb/s zu nutzen muss Glasfaser sehr nahe ans Endgerät gebracht werden. Und um Latenzzeiten von <1 ms zu erreichen, kann der Server gleich auch noch ans Edge resp. zur Antenne hin gebracht werden. Auch mit 5G wird die Lichtgeschwindigkeit und damit die Physik nicht überwunden.
Um DOCSIS 3.1 im Vollausbau oder auch Full Duplex DOCSIS überhaupt zu nutzen, wird UPC sehr viel Geld in den Austausch von Verstärkern, Nodes, Verteilern und teilweise auch Koax-Kabel und Dosen investieren müssen. Vorallem um den Upload zu erhöhen wird dies notwendig sein. Ob mit Full Duplex ohne gröbere Umbauten eine bidirektionale Kommunikation möglich wird, bezweifle ich sehr stark. So mancher Kabelnetzbetreiber wird es sich zweimal überlegen, ob er doch nicht lieber auf gleich auf FTTH setzen will, bevor er sein Kabelnetz mit einer weiteren B(K)rücken-Technologie für viel Geld hochrüstet, welche auch in Zukunft der Glasfaser stark unterlegen sein wird. COAX hat keine Zukunft.
Die aktuelle Geschwindigkeitserhöhung ist eine Marketing-Pertarde der besonderen Art. Man überbucht sein Netz noch weiter und erhöht die Scheingeschwindigkeit von 500/50 auf 600/60 Mbit/s. Ein Kunststück, welches die Kabelnetzanbieter perfektioniert haben. Wenn bereits 2 Kunden in einer Zelle die 600 Mbit/s nutzen, hat einer der beiden das Nachsehen. Heute können sie dieses Spielchen noch treiben, da die ein grosses Loch zwischen gekaufter und effektiv genutzer Bandbreite bei den Endkunden herrscht resp. die wenigsten Endkunden überhaupt regelmässig ihre Bandbreite messen. Bald wird es aber Applikationen wie Latenzzeit kritische hochauflösende Video-Streams (8K) mit hoher Framerate (>120 fps/Hz) und HDR im Bereich VR (virtual reality) geben, welche die überbuchten Zellen von UPC in die Knie zwingen wird. Hier sprechen wir von Datenraten im Bereich zwischen 300 - 800 Mbit/s auch mit H.265, welche ohne Puffer (Latenzzeit kritisch) und nahezu in Echtzeit zur Verfügung stehen müssen. Nur so lässt sich VR möglichst nahe an der Realität aus der Cloud streamen. Wenn die Netzwerktechnik dann nicht Höchstleistung liefert, merkt dies der Endkunde umgehend.
Was auch viele Endkunden nicht wissen: Das Internet besteht nicht nur aus einer Datenautobahn zwischen seinem Modem und dem Netzwerk des Providers, sondern aus Interkonnektionen resp. Peering von Millionen von Netzwerken miteinander. Viele Anbieter sparen hier und die Peerings sind zu Spitzenzeiten stark ausgebucht. Ein gutes Beispiel ist das miese Peering der Swisscom mit den Servern von Apple. Jedesmal wenn Apple ein iOS oder MacOS Update rausbringt, dürfen die treuen Milchkühe bei Swisscom sehr lange auf den Download des Apple Updates warten, weil die Interkonnektion einfach massiv ausgelastet ist. Ähnliches gab es schonmal mit Netflix bei UPC und Swisscom.